Tafel (Du sollst dir kein Bild machen)
Papier, Keramik, Salzteig, 600x100x60 cm, 2023

Ein überbordendes Blumengesteck steht auf dem Pult im Klassenraum. Es markiert den Beginn eines mimetischen Prozesses, der das Stillleben als Sujet zu einer sinnlichen Erfahrung für die Schüler:innen der fünften und sechsten Klasse des Rhein-Wied-Gymnasiums in Neuwied werden lässt.
Das kindliche - oder menschliche - Bedürfnis nach Nachahmung setzt eine wertvolle Kraft frei, welche durch genaue Untersuchung eine tiefe Auseinandersetzung anstößt: Das Gesteck wird auseinandergenommen und gezeichnet, die Pflanze selbst wird unterteilt in Blüte, Stiel, Zweig und Blatt, das DIN A4-Papier wird gefaltet, geknüllt, gerissen, geschnitten, geklebt, gefalzt.
Die Dekonstruktion der Materialien unterläuft Klischees und das schon Gewusste: die festen Bilder in der Vorstellung, die oft hartnäckig zwischen dem Gegenwärtigen und der eigenen Sehnsucht nach Ausdruck stehen, sind nun zerlegt in Versatzstücke - mit viel Luft dazwischen.
Zwischen zwei- und dreidimensionalem Raum wechselnd, arbeiten die Schüler:innen entweder allein in Phasen konzentrierten Zeichnens, als ganze Klasse an einer großen Tafel im Raum oder in kleineren Gruppen, die aus dieser Tafel wieder eine Auswahl treffen, um die von ihnen geschaffenen Objekte als Stilleben zu arrangieren, das sie schließlich malerisch übersetzen.
In Kooperation mit Elmar Hermann entwickelt das Seminar Doing Value mit Studierenden aus Bereichen der freien Kunst (IKKG) und Wirtschaftspsychologie (WHU) die Tafel mit den Papierblumen als zentrales Element weiter. Sie dient als Ausgangspunkt, um die Implikation von Wert und Wertigkeit als arbiträres System zu thematisieren: Die Tafel wird im Rahmen eines musischen Abends im Schulhaus, bei Kunst im Karree, ein lokales Kunstfestival sowie für das Künstlerhaus Schloss Balmoral inszeniert.











© Charlotte Pohle • 2026